Vom Standard bis zum Show-Koi, wo sind die Unterschiede?

Ein Teil unseres Lebens unterliegt dem Maßstab von „Qualität“! Die Qualität des Lebens, der Arbeit, der Nahrung oder diverser Produkte. Daraus ergibt sich immer ein Vergleich von schlecht zu gut, von billig zu teuer.
Natürlich sind wir immer bestrebt das „Beste“ für uns zu finden. Jedoch ist für die Mehrheit der finanzielle Einsatz die Grundlage von Entscheidungen. Und genauso funktioniert unsere freie Marktwirtschaft mit Angebot und Nachfrage für jede Zielgruppe.
Üben wir nun ein Hobby aus, wie z.B. die Koi-Haltung, sind wir zunächst auf die Erfahrung/Berichte von Fachleuten angewiesen. Im Laufe der Jahre bilden wir uns dann selbst die Meinung, sind allerdings immer wieder von neuen Informationen der Experten abhängig. Aber auch die sogenannten „Fachleute“ sind sich oft nicht einig, oder versuchen nur ihren Vorteil zu erzielen.
Sicher ist das Lieblingsthema bei allen Beteiligten die „Koi-Qualität“. Gibt es denn bei so viel angebotenen Varietäten eine Königsklasse? Was ist der Unterschied zwischen einem Standard – oder einem Showkoi?
Der Reihe nach. JA, es gibt seit knapp 50 Jahren die Königsklasse, nämlich die Gruppe der „Gosanke“. Kohaku, Sanke und Showa sind das Maß aller Dinge! Das erklärt „46 Grand Champions“, der wichtigsten Koi-Show weltweit, die „All Japan Show“, mit nur Gosanke als Siegern. Darum genießen Gosanke- Züchter einen besonders hohen Stellenwert in Japan. Ist die Zucht, die Selektion doch äußerst anspruchsvoll und folgedessen der Preis von Top-Tieren sehr hoch.  Ein Beispiel: Die Familie „Kataoka“ (Nigata) züchtet seit knapp 70 Jahren „Sanke“. Die heutige Selektion sieht so aus, dass bei 2 Mio. Sanke-Eiern, nur 200 Nisai (2jährige) übrig bleiben. Unglaublich dieser Aufwand, denn davon sind nur ca. 5 Show-Koi pro Jahr übrig. Und Show-Koi heißt noch lange nicht, dass sie auf diversen japanischen Shows gewinnen, ist die Konkurrenz doch extrem stark. Nach der Go-Sanke Gruppe ist in den letzten Jahren der „Goshiki“ immer populärer geworden, so dass er mittlerweile dem Shiro Utsuri den Rang abgelaufen hat. Dies hängt damit zusammen, dass die Zucht von Shiro Utsuri ebenfalls sehr schwierig ist und die Züchter zu wenig an den Top-Tieren verdienen bzw. hervorbringen. Einfarbige Koi spielen bei den Koi-Shows eher eine untergeordnete Rolle,  wenn überhaupt, kann nur die Größe Punkten.

Shiro_utsuri_51cm

Um die Qualität einzelner Varietäten zu beurteilen, bedarf es viel Erfahrung. Hier stehen natürlich die Züchter an erster Stelle, haben sie doch über viele Jahrzehnte Millionen von Koi selektiert. Hinzu kommt die regelmäßige Aufgabe als Wertungsrichter bei Koi-Shows, wodurch ihre Augen ständig geschult werden. Sie setzten mit ihrer Erfahrung die Qualitätsmaßstäbe!
Das Bindeglied zwischen Züchtern und Hobbyisten sind die Einkäufer, die die Koi importieren. Stehen dann die Koi zum Verkauf, werden diese meistens in Standard, High-Qualität und Show-Qualität eingeteilt. Daraus ergeben sich oftmals viele Missverständnisse, da ein Hobbyist nicht über die Erfahrung und das Know-how verfügt, was verständlich ist.
Beginnen wir mit dem Begriff „Show-Koi“! Wo wird der Koi zur Show gestellt? Unter Freunden, beim jeweiligen Händler, in Europa oder in Japan? Eines vorab, es gibt in der Tat bei uns angebotene Show-Koi, welche in Japan nicht als „Kundenfisch“ ausgestellt werden, da es der Züchter nicht anbietet, oder der neue Besitzer nicht möchte. Das bedeutet wiederum, der Koi kommt nach dem Verkauf beim Züchter direkt nach Deutschland, obwohl er das Potenzial zur Ausstellung hätte. Ein „Show-Koi“, der in Japan auf den wichtigsten Shows präsentiert wird (All Japan; Young Koi; Nogyosai oder Junior etc.) hat die Qualität überall auf der Welt bestehen zu können. Somit sprechen wir über Preissegmente, bei denen Hobbyisten teilweise völlig falsche Vorstellungen haben. Zu glauben, dass diese Koi für wenig Geld zu erwerben sind, bleibt ein Wunschgedanke. Es gibt kein Grund warum ein Züchter der mehrere Millionen  Koi im Jahr selektiert und dabei nur eine Handvoll Tiere von höchster Qualität übrig hat, diese günstig zu verkaufen! Würden wir alle diese harte Arbeit verstehen, gäbe er mehr Verständnis, weshalb Koi sehr teuer sein können. Es sind oftmals Lebenswerke eines Züchters!
Diesbezüglich ist es nachvollziehbar, dass Hobbyisten den Koi von „High Qualität“ zum günstigeren Preis vorziehen. Aber genau hier gibt es von der Definition viel Luft nach oben oder unten: Welche Varietät? Ist der Koi männlich oder weiblich? Alter und Größe? Der Name der Blutlinie ist bei vielen Züchtern, insbesondere in Niiagta,  fehl am Platz. Sie beschäftigen sich nicht mit Urkunden und Marketing, dafür fehlt einfach die Zeit. Vielmehr gilt es darauf zu achten, sich auf Züchter zu konzentrieren, die über Jahrzehnte gute Varietäten hervorbringen. So sind Koi-Shows eine gute Plattform, um die Stärken ihrer Varietät zu präsentieren. Darum sollte die Frage nicht lauten, wie ist der Name der Blutlinie, sondern wie lange züchtet er diese Varietät und ist er dafür in Japan sehr bekannt!

Letztlich bleibt der Standard-Koi, den doch keiner möchte, aber mit am meisten in Japan verkauft wird. Vielleicht liegt es an der Wortwahl, denn ein guter Standard braucht ja nicht negativ behaftet sein.
Als Fazit bleibt festzuhalten: Erkennt man die Qualität des Koi, ist man in der Lage das Preissegment einzuschätzen.

Kategorien: Gut zu wissen.

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